Meerschweinchen Kastration: Wann, Warum und Was Sie Beachten Müssen
Alles Wichtige zur Kastration von Meerschweinchen-Böckchen: Wann ist der richtige Zeitpunkt, welche Kosten entstehen, wie läuft der Eingriff ab und was müssen Sie bei der Nachsorge beachten?

Die Kastration von Meerschweinchen-Böckchen ist ein häufiger Eingriff, der vor allem dann notwendig wird, wenn Sie gemischte Gruppen halten möchten oder ungewollten Nachwuchs verhindern wollen. Viele Halter sind jedoch unsicher: Wann ist der richtige Zeitpunkt? Was kostet der Eingriff? Und welche Risiken gibt es?
In diesem Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige zur Kastration von Meerschweinchen – von den Gründen über den Ablauf bis zur Nachsorge.
Warum werden Meerschweinchen-Böckchen kastriert?
Die Kastration ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem die Hoden des Böckchens entfernt werden. Dies hat mehrere wichtige Gründe:
Gemischte Gruppenhaltung ermöglichen
Der häufigste Grund für eine Kastration ist die Haltung von Böckchen mit Weibchen. Da Meerschweinchen sehr fruchtbar sind und bereits ab der 3.-4. Lebenswoche geschlechtsreif werden können, ist unkastrierte gemischte Haltung praktisch unmöglich. Eine Bock-Weibchen-Gruppe gilt als die harmonischste Konstellation und entspricht dem natürlichen Sozialverhalten am besten.
Ungewollten Nachwuchs verhindern
Weibliche Meerschweinchen können bis zu 5-mal pro Jahr werfen und bekommen pro Wurf 1-6 Junge. Ohne Kastration vermehren sich Meerschweinchen unkontrolliert, was schnell zu Überpopulation führt. Trächtigkeiten sind zudem für Weibchen belastend und bergen gesundheitliche Risiken.
Aggressives Verhalten reduzieren
Manche Böckchen zeigen starkes Territorialverhalten oder werden in reinen Böckchen-Gruppen übermäßig aggressiv. Eine Kastration kann in solchen Fällen das Verhalten beruhigen, ist aber keine Garantie. Oft hilft eine Vergesellschaftung mit Weibchen besser als die Kastration allein.
Medizinische Gründe
Selten kann eine Kastration auch aus medizinischen Gründen notwendig sein, etwa bei Hodentumoren, Hodenhochstand oder chronischen Entzündungen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Kastration?
Der Zeitpunkt der Kastration ist entscheidend für den Erfolg und die Sicherheit des Eingriffs.
Frühkastration (empfohlen)
Die Frühkastration wird zwischen der 4. und 6. Lebenswoche durchgeführt, wenn die Böckchen mindestens 250-300 Gramm wiegen. Dieser Zeitpunkt hat mehrere Vorteile:
- Die Tiere erholen sich schneller
- Das Narkoserisiko ist bei gesunden Jungtieren geringer
- Die Wundheilung verläuft meist problemloser
- Die Böckchen waren noch nie geschlechtsreif, sodass kein Risiko für ungewollten Nachwuchs besteht
Viele spezialisierte Tierärzte empfehlen die Frühkastration als sicherste Methode. Wichtig ist, dass das Böckchen gesund und kräftig ist und das Mindestgewicht erreicht hat.
Spätkastration
Auch erwachsene Böckchen können noch kastriert werden, etwa wenn Sie ein Tier aus dem Tierheim übernehmen oder nachträglich eine gemischte Gruppe bilden möchten. Bei älteren Tieren ist das Narkoserisiko etwas erhöht, besonders wenn bereits Vorerkrankungen bestehen.
Wichtig: Nach einer Kastration bei geschlechtsreifen Böckchen müssen Sie eine Kastrationsquarantäne von 6 Wochen einhalten, da die Tiere in dieser Zeit noch zeugungsfähig sein können.
Wie läuft eine Kastration ab?
Die Kastration ist ein Routineeingriff, der bei einem erfahrenen Tierarzt in der Regel gut verläuft.
Vorbereitung
Vor der Operation sollte der Tierarzt Ihr Meerschweinchen gründlich untersuchen. Dazu gehören:
- Gewichtskontrolle
- Abhören von Herz und Lunge
- Kontrolle des allgemeinen Gesundheitszustands
- Eventuell Blutuntersuchung bei älteren Tieren
Wichtig: Meerschweinchen dürfen vor der Narkose nicht nüchtern sein. Anders als bei anderen Tieren müssen sie bis kurz vor dem Eingriff fressen können, da ihr Stoffwechsel kontinuierlich arbeitet.
Der Eingriff
Die Kastration erfolgt unter Vollnarkose und dauert etwa 15-30 Minuten. Es gibt zwei gängige Methoden:
1. Skrotale Kastration (häufiger)
- Zwei kleine Schnitte im Hodensack
- Entfernung beider Hoden
- Wundverschluss mit Fäden oder Gewebekleber
2. Bauchkastration
- Schnitt in der Bauchdecke
- Entfernung der Hoden durch die Bauchhöhle
- Wird seltener angewendet, etwa bei Hodenhochstand
Nach dem Eingriff erhält das Tier Schmerzmittel und sollte noch einige Stunden unter Beobachtung bleiben, bis es vollständig aus der Narkose erwacht ist.
Risiken und Komplikationen
Wie jede Operation birgt auch die Kastration Risiken:
- Narkoserisiko: Besonders bei älteren oder geschwächten Tieren
- Nachblutungen: Selten, aber möglich
- Wundinfektionen: Durch mangelnde Hygiene oder Belecken der Wunde
- Nahtdehiszenz: Die Naht reißt auf (sehr selten)
Das Risiko ist bei einem meerschweinchen-erfahrenen Tierarzt und gesunden Tieren sehr gering. Wichtig ist die Wahl eines kompetenten Tierarztes, der Erfahrung mit kleinen Heimtieren hat.
Was kostet eine Meerschweinchen-Kastration?
Die Kosten variieren je nach Tierarzt, Region und Aufwand:
- Kastration selbst: 40-80 Euro
- Voruntersuchung: 10-20 Euro
- Schmerzmittel: 10-20 Euro
- Nachkontrolle: 10-15 Euro
- Eventuell Fädenziehen: 10-15 Euro
Gesamtkosten: Rechnen Sie mit 60-150 Euro pro Tier. In Großstädten oder bei spezialisierten Tierärzten können die Kosten auch höher liegen.
Sparen Sie nicht am falschen Ende: Ein erfahrener Tierarzt ist wichtiger als ein günstiger Preis. Erkundigen Sie sich vorher telefonisch nach den Kosten und der Erfahrung mit Meerschweinchen.
Nachsorge: Was Sie nach der Kastration beachten müssen
Die richtige Nachsorge ist entscheidend für eine komplikationslose Heilung.
Unmittelbar nach der OP
- Wärme: Das Tier nach der Narkose warmhalten (Wärmflasche, Rotlichtlampe)
- Beobachtung: Engmaschig auf Atmung, Verhalten und Wundheilung achten
- Futter und Wasser: Sofort anbieten, sobald das Tier wach ist
- Ruhe: Stress vermeiden, aber nicht isolieren (Gruppentiere)
Die ersten 10-14 Tage
- Tägliche Wundkontrolle: Auf Schwellung, Rötung, Nässen oder üble Gerüche achten
- Sauberkeit: Gehege besonders sauber halten, täglich Einstreu im Bereich der Wunde wechseln
- Schmerzmittel: Nach tierärztlicher Anweisung verabreichen (meist 3-5 Tage)
- Aktivität einschränken: Keine Rampen, Etagen oder wildes Toben
- Keine Bäder: Die Wunde muss trocken bleiben
Fädenziehen
Falls keine selbstauflösenden Fäden verwendet wurden, müssen die Fäden nach etwa 10 Tagen gezogen werden. Vereinbaren Sie rechtzeitig einen Termin beim Tierarzt.
Kastrationsquarantäne (6 Wochen)
Nach der Kastration eines geschlechtsreifen Böckchens müssen Sie 6 Wochen warten, bevor Sie es zu Weibchen setzen. In dieser Zeit können noch Spermien vorhanden sein, die zu ungewolltem Nachwuchs führen könnten.
Während dieser Zeit kann das Böckchen mit anderen kastrierten Böckchen zusammenleben oder durch ein Gitter mit Weibchen kommunizieren.
Wann sollten Sie den Tierarzt kontaktieren?
Suchen Sie sofort einen Tierarzt auf, wenn Sie folgende Symptome bemerken:
- Starke Schwellung oder Verfärbung der Wunde
- Übler Geruch oder Eiter
- Nachblutungen
- Apathie oder Futterverweigerung länger als 6 Stunden
- Aufgerissene Naht
- Schwere Atmung oder Kreislaufprobleme
Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig zum Tierarzt gehen!
Den richtigen Tierarzt finden
Nicht jeder Tierarzt hat ausreichend Erfahrung mit Meerschweinchen. Achten Sie auf:
- Spezialisierung auf Kleintiere: Fragen Sie gezielt nach Erfahrung mit Meerschweinchen
- Empfehlungen: Holen Sie sich Tipps von anderen Meerschweinchen-Haltern oder in Foren
- Inhalationsnarkose: Moderne Tierärzte verwenden Inhalationsnarkose (Isofluran), die sicherer ist als Injektionsnarkose
- Notfallbereitschaft: Gibt es eine Notfallnummer für Komplikationen?
Viele Tierärzte bieten auch eine Terminsprechstunde an, bei der Sie Fragen zur Kastration stellen können, bevor Sie sich entscheiden.
Alternativen zur Kastration?
Es gibt nur sehr begrenzte Alternativen:
Reine Böckchen-Gruppe
Zwei bis drei Böckchen können auch unkastriert zusammenleben, wenn das Gehege groß genug ist und die Charaktere passen. Dies erfordert jedoch mehr Platz und funktioniert nicht bei allen Tieren. Kämpfe und Stress sind häufiger als in gemischten Gruppen.
Reine Weibchen-Gruppe
Auch Weibchen können in Gruppen gehalten werden, zeigen aber oft deutliche Rangordnungskämpfe. Eine gemischte Gruppe mit kastriertem Bock ist meist harmonischer.
Getrennte Haltung
Räumliche Trennung von Böckchen und Weibchen ist keine artgerechte Dauerlösung, da Meerschweinchen soziale Tiere sind und die Geschlechter in der Natur zusammenleben.
Fazit: Kastration – ja oder nein?
Die Kastration von Meerschweinchen-Böckchen ist ein wichtiger Eingriff, der vor allem für gemischte Gruppenhaltung notwendig ist. Bei einem erfahrenen Tierarzt und guter Nachsorge verläuft die Operation in der Regel problemlos.
Unsere Empfehlung:
- Bei geplanter gemischter Haltung: Frühkastration zwischen 4. und 6. Lebenswoche
- Bei erwachsenen Böckchen: Sorgfältige Abwägung und 6 Wochen Kastrationsquarantäne einplanen
- Wählen Sie einen meerschweinchen-erfahrenen Tierarzt
- Planen Sie Zeit und Budget für Nachsorge ein
Mit der richtigen Vorbereitung und Betreuung können Sie Ihrem Böckchen einen sicheren Eingriff ermöglichen und danach eine harmonische, artgerechte Gruppenhaltung genießen. Ihre Meerschweinchen werden es Ihnen mit entspanntem Sozialverhalten und einem glücklichen Zusammenleben danken!
Häufig gestellte Fragen
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