Meerschweinchen Milben und Parasiten: Erkennen, Behandeln und Vorbeugen
Milben und Parasiten sind häufige Probleme bei Meerschweinchen. Erfahren Sie, wie Sie Befall erkennen, richtig behandeln und Ihre Tiere schützen können.

Milben und andere Parasiten gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen bei Meerschweinchen. Viele Halter bemerken zunächst nur, dass ihr Tier sich auffällig oft kratzt oder unruhig wirkt. Doch hinter diesen Symptomen kann ein quälender Parasitenbefall stecken, der unbehandelt ernste Folgen haben kann.
In diesem Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige über Milben und Parasiten bei Meerschweinchen: Wie Sie einen Befall rechtzeitig erkennen, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie Sie Ihre Tiere wirksam schützen können.
Welche Parasiten befallen Meerschweinchen?
Meerschweinchen können von verschiedenen Außen- und Innenparasiten befallen werden. Die häufigsten sind:
Milben
Milben sind mikroskopisch kleine Spinnentiere, die sich auf oder in der Haut ansiedeln. Bei Meerschweinchen kommen vor allem drei Arten vor:
1. Pelzmilben (Chirodiscoides caviae) Diese Milben leben auf der Hautoberfläche und ernähren sich von Hautschuppen. Sie verursachen meist milden bis mäßigen Juckreiz und sind relativ häufig.
2. Raubmilben (Trixacarus caviae) Die gefährlichste Milbenart bei Meerschweinchen. Raubmilben bohren Gänge in die Haut und verursachen extremen Juckreiz, starken Haarausfall und verkrustete, blutige Hautveränderungen. Unbehandelt können sie tödlich sein.
3. Haarbalgmilben (Demodex caviae) Diese Milben leben in den Haarfollikeln und verursachen bei gesunden Tieren meist keine Probleme. Bei geschwächtem Immunsystem können sie sich jedoch stark vermehren und zu Hautproblemen führen.
Läuse
Haarling-Läuse (Gliricola porcelli und Gyropus ovalis) sind kleine, flügellose Insekten, die sich von Hautschuppen ernähren. Sie sind mit bloßem Auge als kleine, bewegliche Punkte im Fell erkennbar.
Flöhe
Flohbefall ist bei Meerschweinchen seltener, kann aber vorkommen, besonders wenn andere Haustiere wie Hunde oder Katzen im Haushalt leben.
Innere Parasiten
Zu den inneren Parasiten gehören:
- Kokzidien: Einzellige Darmparasiten, besonders gefährlich für Jungtiere
- Würmer: Selten, aber möglich (Fadenwürmer, Bandwürmer)
- Giardien: Einzeller, die Durchfall verursachen können
Symptome: Wie erkenne ich Parasitenbefall?
Die Symptome können je nach Parasitenart variieren, aber es gibt typische Warnzeichen:
Anzeichen für Milbenbefall
- Starker Juckreiz: Das Tier kratzt sich häufig und intensiv, besonders am Kopf, Nacken und Schultern
- Haarausfall: Kahle Stellen, oft symmetrisch, besonders im Schulter- und Nackenbereich
- Hautveränderungen: Schuppige, verkrustete oder gerötete Haut
- Verhaltensänderungen: Unruhe, Aggression, Schreckhaftigkeit bei Berührung
- Gewichtsverlust: Durch Stress und vermindertes Fressen
- Kratzwunden: Blutige Stellen durch exzessives Kratzen
- Bei Raubmilben: Extreme Symptome mit dicken Krusten, massivem Haarausfall, apathisches Verhalten
Anzeichen für Läuse
- Sichtbare Läuse: Kleine, helle Punkte im Fell (ca. 1-2 mm groß)
- Nissen: Weiße Eier an den Haarschäften
- Mäßiger Juckreiz: Weniger intensiv als bei Milben
- Struppiges Fell: Das Fell wirkt ungepflegt
Anzeichen für innere Parasiten
- Durchfall: Besonders bei Kokzidien
- Gewichtsverlust: Trotz normalem Fressverhalten
- Aufgeblähter Bauch: Bei starkem Wurmbefall
- Apathie: Allgemeine Schwäche und Antriebslosigkeit
- Struppiges Fell: Zeichen von Mangelernährung
Wichtig: Nicht jedes Kratzen bedeutet automatisch Parasitenbefall. Gelegentliches Kratzen ist normal. Wenn Ihr Tier sich jedoch auffällig häufig kratzt, Haarausfall zeigt oder Hautveränderungen aufweist, sollten Sie umgehend einen Tierarzt aufsuchen.
Diagnose: Wie stellt der Tierarzt Parasitenbefall fest?
Eine sichere Diagnose kann nur ein Tierarzt stellen. Folgende Untersuchungsmethoden werden verwendet:
Hautgeschabsel
Bei Verdacht auf Milben nimmt der Tierarzt mit einem Skalpell vorsichtig oberflächliche Hautschichten ab und untersucht diese unter dem Mikroskop. So lassen sich Milben, Eier und Milbenkot nachweisen.
Wichtig: Ein negatives Hautgeschabsel schließt Milben nicht sicher aus, da Raubmilben tief in der Haut sitzen. Bei typischen Symptomen wird oft trotzdem behandelt.
Felluntersuchung
Mit einem Kamm oder durch Absuchen des Fells können Läuse und Nissen direkt nachgewiesen werden.
Kotuntersuchung
Bei Verdacht auf innere Parasiten wird eine Kotprobe im Labor untersucht. Für ein sicheres Ergebnis sollte Sammelkot über 3 Tage abgegeben werden.
Tesafilm-Abklatsch
Bei Verdacht auf Bandwürmer kann ein Tesafilm auf den After gedrückt werden, um Bandwurmglieder nachzuweisen.
Behandlung: Was hilft gegen Milben und Parasiten?
Die Behandlung muss immer vom Tierarzt verschrieben und überwacht werden. Selbstmedikation kann gefährlich sein!
Behandlung von Milben
Medikamente der Wahl:
1. Ivermectin
- Wirkstoff gegen Raubmilben und Pelzmilben
- Verabreichung als Injektion oder Spot-on
- Mehrere Behandlungen im Abstand von 7-10 Tagen nötig (meist 3-4 Behandlungen)
- Erfasst auch Läuse und einige innere Parasiten
2. Selamectin (z.B. Stronghold)
- Spot-on-Präparat
- Wirksam gegen Milben, Läuse und Flöhe
- Wird alle 4 Wochen aufgetragen
- Sehr gut verträglich
3. Moxidectin
- Alternative bei Resistenzen
- Als Spot-on erhältlich
Wichtig bei der Behandlung:
- Alle Tiere behandeln: Auch symptomlose Tiere können Träger sein
- Behandlungszyklen einhalten: Nur so werden auch nachschlüpfende Milben erfasst
- Mindestens 3-4 Wochen: Die Behandlung muss konsequent durchgezogen werden
- Nicht bei trächtigen Tieren: Einige Medikamente sind in der Trächtigkeit nicht zugelassen
Behandlung von Läusen
Läuse sprechen gut auf Ivermectin oder Selamectin an. Alternativ können spezielle Shampoos verwendet werden, die aber oft weniger zuverlässig sind.
Behandlung von inneren Parasiten
- Kokzidien: Behandlung mit Sulfonamiden über 5-7 Tage
- Würmer: Spezifische Wurmkuren (z.B. Fenbendazol)
- Giardien: Behandlung mit Metronidazol oder Fenbendazol
Unterstützende Maßnahmen
- Schmerzmittel: Bei starkem Juckreiz und Entzündungen
- Vitamin-Ergänzung: Zur Unterstützung der Hautregeneration
- Pflegende Salben: Für verkrustete Hautstellen (nach Absprache mit Tierarzt)
Gehege-Reinigung: So beseitigen Sie Parasiten aus der Umgebung
Die Behandlung der Tiere allein reicht nicht aus. Das gesamte Gehege muss gründlich gereinigt werden, sonst kommt es zur Wiederansteckung.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Komplette Leerung
- Entfernen Sie alle Einstreu, Heu und Futter
- Nehmen Sie alle Einrichtungsgegenstände heraus
2. Gründliche Reinigung
- Wischen Sie alle Flächen mit heißem Wasser und Reiniger ab
- Verwenden Sie für Holzgegenstände einen Dampfreiniger (Hitze tötet Parasiten)
- Waschen Sie Textilien bei mindestens 60 Grad
3. Desinfektion
- Nutzen Sie ein für Kleintiere geeignetes Desinfektionsmittel
- Alternativ: Einfrieren von Gegenständen für 24-48 Stunden
- Lassen Sie alles gut trocknen
4. Wiederholen
- Führen Sie die Komplettreinigung wöchentlich während der Behandlung durch
- Wechseln Sie die Einstreu täglich im ersten Behandlungsabschnitt
Was muss besonders gründlich gereinigt werden?
- Häuser und Verstecke
- Futternäpfe und Tränken
- Kuschelsachen und Hängematten
- Transportboxen
- Bürsten und Pflegeutensilien
Vorbeugung: So schützen Sie Ihre Meerschweinchen
Viele Parasitenprobleme lassen sich durch gute Haltung und Hygiene vermeiden:
Grundlegende Hygiene
- Regelmäßige Reinigung: Mindestens einmal wöchentlich Komplettreinigung
- Täglich Kot entfernen: Verhindert Kokzidienbefall
- Sauberes Futter: Heu und Frischfutter frei von Verunreinigungen
- Frisches Wasser: Täglich wechseln
Stressreduktion
Ein starkes Immunsystem ist die beste Parasiten-Abwehr:
- Ausreichend Platz: Mindestens 2 qm für zwei Tiere
- Artgerechte Gruppenhaltung: Keine Einzelhaltung
- Ruhige Umgebung: Wenig Lärm und Hektik
- Ausgewogene Ernährung: Mit ausreichend Vitamin C
Quarantäne bei neuen Tieren
- 4-6 Wochen Quarantäne: Neue Tiere getrennt halten
- Tierärztliche Untersuchung: Vor der Vergesellschaftung
- Kotproben: Auf innere Parasiten testen
- Symptombeobachtung: Auf Kratzen und Hautveränderungen achten
Regelmäßige Kontrollen
- Täglicher Gesundheitscheck: Kurzes Beobachten des Verhaltens
- Wöchentliches Abtasten: Fell und Haut kontrollieren
- Jährlicher Tierarzt-Check: Mit Kotprobe
Vorsicht bei Kontakt zu anderen Tieren
- Meerschweinchen nicht mit Tieren zusammenbringen, die Flöhe haben könnten
- Nach Kontakt mit fremden Tieren Hände waschen
- Keine gebrauchten Einrichtungsgegenstände ohne gründliche Reinigung übernehmen
Häufige Fehler bei der Parasitenbehandlung
Zu kurze Behandlungsdauer
Der häufigste Fehler ist das vorzeitige Abbrechen der Behandlung, weil die Symptome verschwunden sind. Parasiteneier und -larven überleben und führen zum Rückfall.
Nicht alle Tiere behandeln
Auch symptomlose Tiere können Träger sein und die anderen Tiere wieder anstecken.
Unzureichende Gehege-Hygiene
Ohne gründliche Reinigung des Geheges bleiben Parasiten in der Umgebung und befallen die Tiere erneut.
Selbstmedikation
Frei verkäufliche Mittel sind oft unwirksam oder falsch dosiert. Nur tierärztlich verschriebene Medikamente sind zuverlässig.
Falsche Dosierung
Die Dosierung muss exakt auf das Gewicht des Tieres abgestimmt sein. Zu wenig ist unwirksam, zu viel kann toxisch sein.
Wann muss ich sofort zum Tierarzt?
Suchen Sie umgehend einen Tierarzt auf, wenn:
- Ihr Meerschweinchen sich blutig kratzt
- Große kahle Stellen oder dicke Krusten auftreten
- Das Tier apathisch ist oder nicht mehr frisst
- Krampfanfälle oder Lähmungen auftreten (Notfall!)
- Starker Durchfall länger als einen Tag anhält
- Das Tier stark an Gewicht verliert
Bei Parasitenbefall gilt: Je früher behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen und desto weniger leiden die Tiere.
Sind Meerschweinchen-Parasiten auf Menschen übertragbar?
Milben
Pelzmilben und Raubmilben können vorübergehend auf Menschen übergehen und dort juckende Hautreizungen verursachen (sogenannte Pseudokrätze). Sie können sich aber nicht dauerhaft auf menschlicher Haut ansiedeln und sterben nach einigen Tagen ab.
Schutzmaßnahmen:
- Tragen Sie Handschuhe bei der Behandlung
- Waschen Sie sich gründlich die Hände
- Waschen Sie Kleidung nach intensivem Kontakt
Innere Parasiten
Einige Darmparasiten können theoretisch auf Menschen übertragbar sein, das Risiko ist aber sehr gering. Grundlegende Hygiene (Händewaschen nach Gehegesäuberung) reicht als Schutz aus.
Kosten der Parasitenbehandlung
Die Kosten können je nach Parasitenart und Anzahl der Tiere variieren:
- Erstuntersuchung: 20-40 Euro
- Hautgeschabsel: 15-25 Euro
- Kotuntersuchung: 20-40 Euro
- Ivermectin-Behandlung: 15-30 Euro pro Behandlung
- Spot-on-Präparate: 15-30 Euro pro Anwendung
- Reinigungsmittel und Desinfektion: 20-40 Euro
Gesamtkosten: Rechnen Sie mit 60-150 Euro pro Tier für eine komplette Behandlung inklusive mehrerer Behandlungszyklen.
Eine Krankenversicherung für Meerschweinchen kann sich lohnen, deckt aber nicht alle Behandlungen ab. Prüfen Sie die Bedingungen genau.
Fazit: Parasiten erkennen und konsequent behandeln
Milben und andere Parasiten sind unangenehm, aber bei rechtzeitiger Erkennung und konsequenter Behandlung gut in den Griff zu bekommen. Die wichtigsten Punkte:
Bei Verdacht:
- Umgehend zum meerschweinchen-erfahrenen Tierarzt
- Nicht abwarten oder selbst behandeln
Während der Behandlung:
- Alle Tiere behandeln, auch symptomlose
- Alle Behandlungszyklen konsequent durchführen
- Gehege gründlich und wiederholt reinigen
Zur Vorbeugung:
- Gute Hygiene im Gehege
- Neue Tiere immer in Quarantäne
- Regelmäßige Gesundheitschecks
- Stress vermeiden und Immunsystem stärken
Mit Aufmerksamkeit und der richtigen Behandlung können Sie Ihre Meerschweinchen vor den Qualen eines Parasitenbefalls bewahren und ihnen ein gesundes, unbeschwertes Leben ermöglichen. Ein wachsames Auge und schnelles Handeln sind der beste Schutz für Ihre Tiere!
Häufig gestellte Fragen
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